Am 11. Februar ist Europäischer Tag des Notrufs 112
„Hilfe in zwölf Minuten“ - Ein Bericht aus dem Straubinger Tagblatt
Hilfe in zwölf Minuten
Heute ist der europäische Tag des Notrufs. Damit jeder möglichst schnell Hilfe bekommt, sind die Mitarbeiter in der Integrierten Leitstelle rund um die Uhr im Einsatz.
90804 potenzielle Notrufe sind 2021 bei der Integrierten Leitstelle (ILS) in Straubing angekommen. Das sind aber nur die Anrufe, die über die Notrufnummer 112 bei uns gelandet sind, erklärt Karl Maurus, Leiter der ILS. Insgesamt kamen 189387 Anrufe an, das sind im Schnitt rund 519 Anrufe pro Tag. Um all diese Anrufe annehmen, bearbeiten und entsprechend reagieren zu können, ist die ILS 24 Stunden am Tag besetzt. „Wir sind rund um die Uhr, Tag für Tag, mit mindestens drei Diensthabenden im Zwölf-Stunden-Zweischichtsystem besetzt“, erklärt Maurus. 2021 waren 28 hauptamtlich beschäftigte Mitarbeiter im Dienstbetrieb eingesetzt. Unterstützt wurden sie durch 15 Mitarbeiter der Unterstützungsgruppe ILS, die bei besonderen Einsatzlagen alarmiert wird. Unterschieden wird zwischen den Aufgabengebieten, einem Schichtführer, Telefonisten und jeweils den Disponenten am Alarmierungsplatz für Rettungsdienst und der Feuerwehr. Eine weitere Säule ist der Katastrophenschutz. „Hinzu kommen Vermittlungen aus dem Bereich Giftnotruf, Zahnarztnotdienst und des Kassenärztlichen Bereitschaftsdiensts.“ Dabei ist die ILS Straubing, als eine von 26 in Bayern, für die Landkreise Straubing-Bogen, Regen, Deggendorf und die Stadt Straubing zuständig.
Nur im echten Ernstfall den Notruf wählen
Doch wie landet man bei der richtigen ILS, wenn man die 112 wählt? Der Notruf 112 ist eine europäische Notrufnummer und ist aus dem Festnetz und Mobilfunk ohne Vorwahl möglich. "Man wird automatisch mit der zuständigen Leitstelle verbunden“, erklärt der ILS-Leiter.
Die 112 sollte allerdings nur bei lebensbedrohlichen Zuständen, Unfällen, Bränden, oder anderen ernsten Notlagen gerufen werden, betont Maurus. „Sollten Notrufe für die Polizei versehentlich in der ILS landen, werden die Gespräche ohne Zeitverlust verbunden.“
Wenn der Hausarzt nicht erreichbar ist, ist das hingegen kein Grund für einen Notruf. „Dafür gibt es die Servicenummer 116117. Das gilt auch am Wochenende oder aktuell für Anfragen zu Corona.“
Spaßanrufe oder falsche Notrufe hingegen werden immer weniger, so die Erfahrung der Verantwortlichen. Denn: Die Anrufe sind nachverfolgbar. „Meistens handelt es sich aber eher um sogenannte Hosentaschenanrufe, bei denen der Notruf ohne die Absicht oder Kenntnis des Handybesitzers ausgelöst wurde“, weiß Maurus.
Geht es um eine lebensbedrohliche Situation oder einen Brand, so solle der Anrufer möglichst trotzdem Ruhe bewahren und die klassischen W-Fragen beantworten: wer, wo, was, wie viele? Dennoch müsse niemand Angst haben, etwas falsch zu machen – „Die geschulten Disponenten übernehmen die Gesprächsführung, um alle wichtigen Infos zu bekommen“, betont Maurus.
Doch wie schnell kann man Hilfe erwarten, wenn die Leitstelle informiert ist? „Natürlich schnellstmöglich! Der Rettungsdienst ist zwischen zwölf und 15 Minuten vor Ort, meist geht es schneller“, versichert der ILS-Leiter.
Corona wirkte sich 2020 auf die Einsatzzahlen aus
Corona wirkte sich auch auf die Einsatzzahlen aus, wie die Verantwortlichen berichten. Hatte man 2020 einen größeren Rückgang der Einsätze, so entwickelte sich 2021 in Richtung der Einsatzzahlen der Vorjahre. Die ILS wurde außerdem technisch aufgerüstet, um eine digitale Alarmierung der Einsatzkräfte durchführen zu können. Die digitale Alarmierung wird voraussichtlich bis 2024 flächendeckend eingeführt sein.
Seit November 2021 unterstütze man außerdem die Mobile-Retter App der Stadt und des Landkreises. "Hier werden speziell ausgebildete Ersthelfer alarmiert, um lebensrettende Sofortmaßnahmen einzuleiten“, sagt Maurus.
Auch automatisierte Notrufe über das eCall-System von neueren Autos werden direkt im Einsatzleitsystem angezeigt, damit kann zeitnah und mit genauer Ortsangabe entsprechend alarmiert werden.
„Eine große Hilfe ist das 2021 eingeführte Programm Babylon“, so die Verantwortlichen. Es ermöglicht eine problemlose Zusammenarbeit mit der angrenzenden Leitstelle in Tschechien.
-sei-