Immer mehr Notrufe
Anlässlich des europäischen Tags des Notrufs am 11. Februar 2024 weist das Bayerische Rote Kreuz (BRK) auf die steigende Zahl fehlgeleiteter Notrufe unter der Notrufnummer 112 hin. Die 112 ist in vielen europäischen Ländern die offizielle Notrufnummer, immer öfter wird sie gewählt, obwohl hierfür keine Indikation vorliegt.
BRK-Landesgeschäftsführerin Dr. Elke Frank betont: „Der Notruf 112 ist dann die richtige Wahl, wenn es um akute lebensbedrohliche gesundheitliche Probleme geht, wie etwa ein Herzinfarkt, Schlaganfall oder Beinbruch – oder bei einem Brand, Verkehrsunfall oder sonstigen Unfall. Bei chronischen Beschwerden oder klassischen hausärztlich zu behandelnden Beschwerden, wie Husten, Schnupfen oder Heiserkeit, ist am Wochenende oder an Feiertagen der ärztliche Bereitschaftsdienst unter 116 117 der richtige Ansprechpartner, so wie es unter der Woche die Fach- und Hausärzt*innen sind."
Im Jahr 2023 verzeichneten die acht Integrierten Leitstellen des BRK einen spürbaren Zuwachs an Notrufen: Im Jahr 2023 gingen 1,353 Millionen Anrufe (+3,4 Prozent) über die 112 und 19222 ein. Im Jahr zuvor waren es 1,307 Millionen Anrufe gewesen. Die Zahl der Einsätze für Rettungsdienst, Krankentransport und Feuerwehr, die aus diesen Anrufen resultierten, sank jedoch von 675.000 im Jahr 2022 auf 648.000 im Jahr 2023. Demnach hat der Anteil der Anrufe, die wiederum zu einem Einsatz führen, von 2022 auf 2023 um 4 Prozent abgenommen. „Immer mehr Menschen wenden sich an den Notruf 112, obwohl kein tatsächlicher Notfall vorliegt“, so Dr. Elke Frank. „In vielen dieser Fälle wäre die 116 117 die geeignete Nummer, wenn beispielweise am Wochenende oder abends kein Arzt oder keine Ärztin zu erreichen ist."
„Erfreulich an dieser Entwicklung ist jedoch, dass die weiterentwickelte Notrufabfrage unserer Disponentinnen und Disponenten dazu führt, dass bei einem erheblichen Großteil der eingehenden Anrufe gar kein Rettungsdienst- oder Feuerwehreinsatz notwendig ist“, resümiert Dr. Frank. „In vielen Fällen muss der Disponent oder die Disponentin jedoch Hilfe mobilisieren, obwohl diese gar nicht notwendig ist. In diesen Fällen fehlt es jedoch an der notwendigen Rechtssicherheit, einen Notruf abzuweisen.“
„Unsere Beschäftigten stehen sehr gut ausgebildet rund um die Uhr zur Verfügung, um kritische Situationen wie Meldungen über Brände, Unfallereignisse oder medizinische Notlagen kompetent zu bearbeiten. Sie verfügen gerade in turbulenten Anrufsituationen über eine hohe Kompetenz und entsenden dem jeweiligen Anlass entsprechend geeignete Rettungsmittel“, betont Dr. Frank.
Für hilfesuchende Bürger sind die verschiedenen Versorgungsstrukturen oft nicht vollständig greifbar, sodass zunehmend auch Anfragen zu bearbeiten sind, die nicht dem Notfallsektor bzw. der Akutversorgung zuzuordnen sind. In diesem Spannungsfeld ist insbesondere im Hinblick auf medizinische und technische Beratungsleistungen sowie der damit verbundenen Entscheidungsfindung Rechtssicherheit für Leitstellendisponent*innen erforderlich. Dadurch könnten viele Fehleinsätze vermieden und die Ressourcen des Rettungsdienstes und der Feuerwehr für tatsächlich indizierte und notwendige Einsätze freigehalten werden.