Erstes Partnerforum der Kooperationsperiode 2016-2019
Kopfhörer waren am Mittwoch im großen Sitzungssaal der Regierung der Oberpfalz das wichtigste Utensil. Ohne den Dolmetscher im Ohr hätten die 120 Teilnehmer des deutsch-tschechischen Partnerforums den Vorträgen nicht vollständig folgen können. Unter anderem ging es darum, die Arbeitsbedingungen für den Rettungsdienst an der bayerisch-tschechischen Grenze zu verbessern.
Eine überdimensionierte Breze in Form einer "15" diente als Jubiläumssymbol: 15 Jahre lang besteht die Regionalkooperation zwischen der Oberpfalz und der Region Pilsen. Die beiden Nachbarregionen hatten früh die Vorteile erkannt, die eine enge Zusammenarbeit bringt. "Viele Netzwerke und Kooperationen auf politischer, wirtschaftlicher, kultureller und vor allem auch auf menschlicher Ebene sind entstanden", sagte Arbeitsministerin Emilia Müller. Die Oberpfalz und die Region Pilsen verbinde eine jahrhundertelange gemeinsame Wirtschafts- und Kulturgeschichte. Regierungspräsident Axel Bartelt nannte Beispiele: An 43 Oberpfälzer Grund- und Mittelschulen werde Tschechisch als Fremdsprache angeboten. Sowohl die Oberpfalz als auch die Region Pilsen hätten sich zu Wirtschaftsmotoren in den jeweiligen Ländern entwickelt. Mit dem Auto sei man dank ausgebauter Straßen mittlerweile in einer Stunde und 45 Minuten in Pilsen. Mit der Bahn dauere die Reise allerdings noch zweieinhalb Stunden.
Václav Slajs, Pilsener Regionspräsident, erinnerte daran, dass vor 27 Jahren noch "zwei unterschiedliche Welten" östlich und westlich der Grenze lagen, abgetrennt durch den Eisernen Vorhang. Das Partnerforum bildete den Startschuss für die neue Kooperationsperiode bis 2019. Koordinator Heinrich May stellte die Eckdaten des mit 270 000 Euro geförderten Projekts "Gemeinsam in der Mitte Europas" vor. Unter anderem soll es für die Bewohner der Oberpfalz und der Region Pilsen leichter werden, Informationen von Behörden und öffentlichen Institutionen des Nachbarlands in ihrer jeweiligen Sprache zu bekommen.
Auf eine kuriose Situation machte Theo Zellner, Präsident des Roten Kreuzes, aufmerksam. Verunglückte Menschen müssten an der Grenze von einem tschechischen in einen bayerischen Rettungswagen umgeladen werden - oder umgekehrt. 500 Mal passiere das pro Jahr. "Das ist ein Anachronismus sondergleichen." Mit dem Projekt "Grenzüberschreitender Rettungsdienst", das seit 1. Juli läuft, soll die Kooperation auf zeitgemäße neue Beine gestellt werden, kündigte Zellner an. [Quelle: Hanna Gibbs, Onetz]
Weitere Informationen zum grenzüberschreitenden Rettungsdienst zwischen Bayern und Tschechien finden Sie hier.