Über Grenzen hinweg voneinander lernen
Im Januar 2016 kam ein deutscher Fernlinienbus von der schneebedeckten Fahrbahn ab und kippte um. Bayerische und tschechische Einsatzkräfte eilten zur Unfallstelle auf der Autobahn E60 beim früheren Grenzübergang Waidhaus-Rozvadov. Zur Rettung, zur Versorgung sowie zum Transport aller Betroffenen waren einige Rettungsmittel notwendig. Mit nationalen Mitteln lässt sich eine zügige und ausreichend qualifizierte Hilfe im Grenzgebiet zweier Länder oft nur schwer umsetzen. Umso wichtiger ist es, dass die grenzübergreifende Zusammenarbeit, wie in diesem Fall, reibungslos funktioniert.
Grenzenloses Helfen erfordert es, sich mit den Möglichkeiten und Strukturen des jeweils anderen Landes vertraut zu machen. Auch bei dieser Notwendigkeit setzt das von der Europäischen Union geförderte Projekt des Bayerischen Roten Kreuzes an. Zusammen mit den Projektpartnern wird am 25.11.2016 und am 02.12.2016 eine Planübung in Pilsen abgehalten. Die Teilnehmer erhalten dabei Einblicke in die Rettungsdienstsysteme von Deutschland und der Tschechischen Republik. Themen sind unter anderem die Strukturen des Rettungsdienstes und Katastrophenschutzes in Deutschland und Tschechien, Kommunikation, Organisation des Einsatzes, Piktogramme sowie die Triage. Herr Michal Veselý vom Rettungsdienst Pilsen organisiert die Planübung in Kooperation mit der Universität Pilsen. Um Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Systeme bei der Übung bestmöglich darstellen zu können, war der Rettungsingenieur Ende Oktober eine Woche lang zu Gast beim Team des Kompetenz- und Koordinierungszentrums (KKZ) Grenzüberschreitender Rettungsdienst in Furth im Wald.
Auf dem Plan standen die Vorstellung des MANV- und Katastrophenschutzkonzeptes durch die Kollegen in der BRK-Landesgeschäftsstelle. Zudem wurde die praktische Umsetzung der Führungsstruktur anhand stattgefundener Einsätze wie dem Hochwasser in Deggendorf oder dem Zugunglück in Bad Aibling aufgezeigt. Lokale Strukturen sowie die verschiedenen Einsatzfahrzeuge des Rettungsdienstes und Katastrophenschutzes wurden in den Kreisverbänden Tirschenreuth und Weiden/ Neustadt erkundet. Die Besichtigung der Integrierten Leitstelle Nordoberpfalz in Weiden, des Rettungshubschraubers Christoph 80 in Latsch, des Kreisverbandes in Cham und der Baustelle des künftigen Rettungszentrums in Furth im Wald waren ebenso Teil des Austausches. Ein Rettungsdienstpraktikum an der Rettungswache Furth im Wald rundete den Besuch von Herrn Veselý ab.
Gemeinsam konnten gegenseitige Erfahrungen und Fachwissen ausgetauscht sowie weitere zukünftige Anknüpfpunkte in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit festgestellt werden. In den fünf Tagen wurden nicht nur die formalen Einsatzstrukturen des BRK vermittelt, sondern auch innerhalb und außerhalb des Teams die grenzüberschreitenden Beziehungen ausgebaut und gefestigt. An den im Rahmen des ETZ-Projektes stattfindenden Trainings im November und Dezember werden Rettungsdienstmitarbeiter aus den drei tschechischen Bezirken und den acht BRK-Kreisverbänden entlang der bayerisch-tschechischen Grenze teilnehmen.
Weitere Informationen zum grenzüberschreitenden Rettungsdienst zwischen Bayern und Tschechien finden Sie hier.