Gunzenhausen: Kollegin das Leben gerettet
GUNZENHAUSEN/SCHWABACH - Manchmal meint es das Schicksal richtig gut mit einem und im Fall von Elena Kramer war wahrscheinlich mehr als nur ein Schutzengel am Werk: Die Mitarbeiterin von RF Plast brach während der Arbeit zusammen und blieb leblos am Boden liegen. Dass sie heute noch am Leben ist, verdankt sie ihrem Kollegen Bernd Weißlein und seinem beherzten Eingreifen.
Es war gegen 14 Uhr, ein ganz normaler Nachmittag in der Produktion bei RF Plast. Elena Kramer war damit beschäftigt, fertige Teile vom Band zu räumen und zu verpacken, als sie plötzlich zusammenbrach. Bernd Weißlein arbeitete gerade an einer Stanzmaschine, als ein Mitarbeiter rief: "Die Elena liegt am Boden!" Sofort rannte er hin und sah einige Mitarbeiter geschockt um die leblos daliegende 53-Jährige stehen.
Man mag es Schicksal nennen oder einfach einen wahnsinnigen Glücksfall: Bernd Weißlein hatte just am Vorabend einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert. Der Pfofelder ist Vorstand bei der Freiwilligen Feuerwehr und hatte den Kurs für die Wehr organisiert. Deshalb wusste der 41-Jährige auch genau, was jetzt zu tun ist.
Als Erstes rief er die Rettungsleitstelle an, auch das ein weiterer Glücksgriff. Denn derjenige, der in Schwabach ans Telefon ging, gab Bernd Weißlein hervorragende Hilfestellung.
Schritt für Schritt erklärt
Absolut ruhig und Punkt für Punkt ging er mit Weißlein die notwendigen Schritte durch. Nachdem klar war, dass Elena Kramer zwar noch Schnappatmung hatte, ihr Herz aber nicht mehr schlug, gab der Helfer von der Rettungsleitstelle das okay zur Herzdruckmassage. Die hielt Weißlein durch, bis der Notarzt eintraf und übernahm ? das waren bestimmt zehn Minuten, schätzt Nadine Amesöder, Geschäftsführerin von RF Plast.
Die "online"-Hilfestellung der Rettungsleitstelle ? Weißlein hatte das Telefon auf laut gestellt und neben sich gelegt ? war Gold wert, das betonten Weißlein und Amesöder im Gespräch mit dem Altmühl-Boten immer wieder. Dank der ruhigen Anweisungen "habe ich auf Autopilot geschaltet und einfach funktioniert", berichtet Weißlein noch immer sichtlich dankbar für die Unterstützung. Natürlich gibt es bei RF Plast die vorgeschriebenen Ersthelfer. Eine von ihnen ist Firmenchefin Nadine Amesöder selbst. Aber Weißlein war einfach als Erster zur Stelle, sie selbst habe ihn unterstützt, erzählt sie. Während Weißlein reanimierte, hielt Nadine Amesöder die Hand der Mitarbeiterin. "Jedes Mal, wenn er gedrückt hat, habe ich ihren Puls gespürt und gemerkt, dass das Blut zirkuliert", erinnert sie sich noch gut. Bernd Weißlein, unterstreicht Nadine Amesöder, hat nicht nur "mental richtig reagiert", sondern auch die körperliche Verfassung, eine Herzdruckmassage so lange durchzuhalten. Denn das ist richtig anstrengend, nicht jeder schafft das über einen so langen Zeitraum.
Als der Notarzt eingetroffen war, übernahmen er und das Team vom BRK. Sie mussten, erinnert sich Nadine Amesöder, das volle Programm abspulen. Der Defibrillator kam mehrfach zum Einsatz, sie gaben Medikamente und Sauerstoff. Trotzdem war sich der Arzt nicht sicher, ob die Patienten das Gunzenhäuser Krankenhaus lebend erreichen würde. Noch von RF Plast aus hatte er ein EKG an die Kardiologie des Klinikums Altmühlfranken geschickt, dort war man beim Eintreffen des Rettungswagens hervorragend vorbereitet.
Sowohl die großartige Unterstützung seitens der Rettungsleitstelle, als auch das Glück, in Gunzenhausen eine Kardiologie zu haben, streichen Nadine Amesöder und Bernd Weißlein mehrfach im Gespräch heraus. Elena Kramer geht es inzwischen wieder gut, sie wird keine Spätfolgen ihres Infarkts davontragen. Bei RF Plast zieht man aus dem Notfall und seinem glücklichen Ausgang gleich mehrere Lehren. Zum einen schafft der Betrieb nun laut seiner Geschäftsführerin einen Defibrillator an.
Zum anderen will man den Mitarbeitern anbieten, falls sie Medikamente nehmen, diese aufzuschreiben und in einem geschlossenen Umschlag bei der Firmenleitung zu deponieren. Im Notfall kann der dann dem Notarzt übergeben werden. Denn für die weitere Behandlung ist es wichtig, zu wissen, welche Medikamente ein Patient bereits genommen hat, das wurde bei dem Einsatz bei RF Plast deutlich.
Ein Leben rettet man normalerweise nicht alle Tage. Bei Weißlein scheint das allerdings in der Familie zu liegen. Erst vor kurzem habe sein Schwager, erzählt der Pfofelder, bei einem Feuerwehreinsatz in Geilsheim einen Mann aus einem vollkommen verrauchten Haus gezogen.
mit freundlicher Genehmigung des Altmühl Boten